Selbständigkeits-Traum

Jeder Vierte wäre gerne freiberuflich tätig!

Frauenziel Freiberuflichkeit

Laut einer Gfk-Studie von November 2012 wäre jeder Vierte  gern selbständig, träumte von freier Zeiteinteilung und höherem Einkommen.

Dabei ist die Unabhängigkeit vom Arbeitgeber für jeden Zweiten (52 Prozent), also die persönliche Freiheit, selbst entscheiden zu können, wichtigstes Motiv, sich selbständig zu machen. Selbständigsein wird  vor allem mit der Möglichkeit zur Selbstverwirklichung (46 Prozent), zusätzlichen Verdienstmöglichkeiten (35 Prozent) sowie einer verbesserten Vereinbarkeit von Familie und Beruf (24 Prozent) assoziiert.
Doch mehr als zwei Drittel der Befragten (69 Prozent) scheuen diesen Schritt vor allem wegen mangelndem Startkapital. 58 Prozent haben Angst, zu scheitern, weshalb sie es gar nicht erst versuchen.

Eine solche Gründungszurückhaltung  ist allzu verständlich, wenn das nötige Knowhow und Kapital zur Überbrückung fehlen. Im Zweifelsfall sollte man lieber nicht gründen, als sich selbst zu überschätzen oder, weil es so schick ist, alle Zweifel einfach wegzudrängen.  Aber vielfach  mangelt es potentiellen Gründern weder an Knowhow noch Kaptial, sondern schlichtweg an ausreichendem Selbstvertrauen. Manch einer kann sich zudem  kaum vorstellen oder traut sich nicht, sein gutes Knowhow und Talent  auf dem freien Markt potentiellen Abnehmern anzubieten und auf Honorarbasis „zu verkaufen“. Je nach dem, über welches Knowhow  jemand verfügt, bedarf es mitunter nicht mal Eigenkapital, um den Sprung in die Selbständigkeit zu schaffen, etwa als freier Mitarbeiter.

Sich selbständig machen, muss ja nicht „alles oder nichts“ heißen, muss ja nicht bedeuten: „entweder Angestellter oder Unternehmer“, sondern könnte viel erfolgreicher im Sinne von „sowohl als auch“ funktionieren: als nebenberufliche Selbständigkeit im ersten Schritt, und dann sieht man weiter, ob und wie es anläuft. Freiberufliche Tätigkeiten, ob in freier Mitarbeit oder als freiberufliche Dienstleistungserbringung, bieten sich für Low- Budget -Gründungen besonders an. Vielen Menschen wäre  mit einer Teilzeitselbständigkeit zunächst am ehesten geholfen: Sie verfügten über die soziale Absicherung eines Angestellten/Beamten, als Rentner oder Student, und zeitweise eben auch über die unternehmerische „Freiheit“, etwas selbst gestalten, voranbringen und zum Erfolg bringen zu können. Ob man zunächst neben einer Ganztagsstelle am Abend oder Wochenende zusätzlich frei arbeitet, und irgendwann auf Halbtagsselbständigkeit umsteigt, hängt von den individuellen Verhältnissen, beruflichen und gesundheitlichen Möglichkeiten, der Geschäftsidee, dem eigenen Knowhow, der Kundennachfrage, den eigenen Wünschen und von der familiären Situation sowie individuellen Leistungsfähigkeit ab.
Ein zweites existentielles Standbein verleiht ein nie gekanntes Gefühl von Unabhängigkeit. Und wenn die Freiberuflichkeit recht gut läuft, ist die damit verbundene,  innere beruhigende Gewissheit, jederzeit kündigen oder  einer  Arbeitgeberpleite gelassen entgegensehen zu können, unbezahlbar.

Weitaus schwieriger ist der Start in  eine hauptberufliche Freiberuflichkeit, insbesondere aus einer wirtschaftlichen Krise,  Arbeitslosigkeit oder Krankheit heraus. Doch gerade in Lebenskrisen mit Jobverlust erweist sich der Weg in die Freiberuflichkeit oftmals als einzige mögliche  Chance, überhaupt je wieder beruflich  Boden unter die Füße zu bekommen.
Interessanterweise sind laut Professor Dieter Lenzen von der Uni Hamburg Gründungen aus Notsituationen mitunter die erfolgreichsten.

Und stehen wir heutzutage nicht alle ein wenig am Rande einer Krise, etwa vor den Folgen der  Euro-Krise, vor einer neuen Welle von Arbeitsplatzabbau und vor einem Rentenkollaps? Wer könnte denn heutzutage noch seines Arbeitsplatze und Einkommens mittelfristig sicher sein? Führt uns ferner  ein Blick nach Griechenland nicht drastisch vor Augen, dass selbst Beamtenbesoldungen, Pensionen und staatliche Renten bei einem Staatsbankrott zur Disposition stehen und Sozialtransfers als Erstes drastisch gekürzt werden? Niemals seit der Nachkriegszeit erschien  in Europa die Wohlstands- Zukunftso unsicher zu sein wie heute. Und vielleicht mag dieser Umstand wachsender wirtschaftlicher Verunsicherung paradoxerweise mit ein Grund dafür sein, dass 84 Prozent der Gfk-Befragten mit Blick auf ihre Zukunft glauben, dass für sie die Freiberuflichkeit  in den nächsten zehn Jahren immer wichtiger werden wird.

 

Schnell und erfolgreich selbständig werden